Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte  Auszeichnung an Historiker Joey Rauschenberger

Studie zur Entschädigung von Sinti und Roma als beeindruckende Forschungsleistung gewürdigt

8.10.2025

Das Kuratorium der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung zeichnet die an der FSA entstandene Dissertation von Joey Rauschenberger zur „Wiedergutmachung für Sinti und Roma. Eine Praxisgeschichte der Entschädigung von NS-Unrecht in Baden-Württemberg 1945–1980“ mit dem Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte 2025 aus.

Die Auswahlkommission des alle zwei Jahre vergebenen Willy-Brandt-Preises für Zeitgeschichte würdigt Rauschenbergers Studie als außergewöhnlich innovativen Beitrag zur NS-Nachgeschichte.

Dunkelblonder junger Mann mit Brille in blauem Anzug

Die Kommission begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Die Arbeit beleuchtet die soziale Praxis der Entschädigung, die Erfahrungswelt von Sinti und Roma im Prozess der Wiedergutmachung und richtet den Blick auf einen Bereich, der vielfach besonders undurchsichtig erscheint: die Amtsstuben und Verwaltungsbehörden sowie die Interaktion zwischen Antragstellenden und Verwaltungsbeamten. Rauschenberger begreift diese Geschichte sozialer Praktiken und Emotionen als eine besondere Form der ‚Kontaktzone‘. Die Studie weist weit über den regionalen Bezug hinaus und verbindet exemplarisch die Geschichte des Antiziganismus mit der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte.“ Die Preisverleihung findet am 20. Januar 2026 in Berlin statt.

Joey Rauschenberger arbeitete zwischen 2020 und 2024 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Forschungsstelle Antiziganismus. Seine Dissertation entstand im Rahmen des Drittmittelprojekts Antiziganistische Kontinuitäten in Baden-Württemberg nach 1945. Die Baden-Württemberg Stiftung förderte das Forschungsvorhaben als Teil des an den Universitäten Heidelberg und Stuttgart angesiedelten Verbundprojekts Reintegration, Schuldzuweisung und Entschädigung. Bewältigung und Nicht-Bewältigung der NS-Vergangenheit in Baden-Württemberg und seinen Vorgängerländern 1945 bis 1952. Die Dissertation erscheint Mitte 2026 in der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Als Mitherausgeber publiziert Joey Rauschenberger außerdem im Frühjahr 2026 einen englischsprachigen Sammelband zur Wiedergutmachung von NS-Unrecht in der FSA-Schriftenreihe Antiziganismusforschung interdisziplinär.