Bundeskongress des Kooperationsverbundes gegen Antiziganismus Keine Stunde Null – Die „Zweite Verfolgung" im Fokus antiziganismuskritischer Bildungsarbeit

  • Termin in der Vergangenheit
  • Donnerstag, 6. November 2025, 09:30 - 17:30 Uhr
  • Evangelische Akademie zu Berlin

    Nach 1945 gab es für Sinti* und Roma* in Deutschland keine ‘Stunde Null’. Die Überlebenden des Holocausts wurden weiter verfolgt, ausgegrenzt und diskriminiert, und noch immer ist diese Zweite Verfolgung ein blinder Fleck deutscher Geschichte.

    Der diesjährige Bundeskongress soll deshalb mehr Bewusstsein für die historischen Kontinuitäten, Mechanismen und Auswirkungen des Antiziganismus in Deutschland schaffen. Im Rahmen eines Panels diskutieren Betroffene die Situation der Sinti* und Roma* nach 1945, wissenschaftliche Beiträge ergänzen den historischen und aktuellen Kontext. In Workshops diskutieren und vertiefen wir weitere Themen für die politische Bildung und Präventionsarbeit gegen Antiziganismus.

    Weitere Informationen zum Programm folgen in Kürze.  

    ANMELDUNG
    Die Evangelische Akademie zu Berlin lädt in ihr Haus ein. Sichern Sie sich ihren Platz! Anmeldung über das Anmeldeformular auf deren Website.

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    Poster des Bundeskongress 2025

    Programm

    09:00 Ankunft & Registrierung

    09.30–10:00 Begrüßung & Eröffnung

    10:00-11:15 Paneldiskussion: Keine Stunde Null - Die Erfahrungen von Sinti und Roma nach 1945

    • Christian Pfeil, Holocaust-Überlebender
    • Margitta Steinbach, Menda Yek e.V.
    • Rudko Kawczynski, Rom-Cinti Union (angefragt)
    • Seribana Mucista, Amaro Drom e.V.
    • Moderation: Talina Connolly, Bildungsbotschafterin gegen Antiziganismus

    11:15–11:45 Kaffeepause

    11:45–13:00 Impulsvorträge aus der Unabhängigen Kommission Antiziganismus (2019-2021): Die Aufarbeitung der Zweiten Verfolgung nach 1945

    • PD Dr. Jane Weiß, Humboldt-Universität zu Berlin
    • Silas Kropf, Vorsitzender MIA e.V. 

    13:00–14:00 Mittagspause

    14:00–15:30 Die Zweite Verfolgung als Thema der antiziganismuskritischen Bildungsarbeit: Thematische Workshops

    15:30–16:00 Kaffeepause

    16:00–17:30 Abschlussplenum: Perspektiven für die Aufarbeitung der Zweiten Verfolgung und die antiziganismuskritische Bildungsarbeit

    Dialog mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Bekämpfung von Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland, Parlamentarischer Staatssekretär Michael Brand

    ab 17:30 Ausklang

    Änderungen am Programm vorbehalten!

    Programm des Bundeskongresses (PDF)

    Thematische Workshops

    Kriminalisierung und Sondererfassung durch Polizeibehörden als Kernelement der Zweiten Verfolgung

    Die Kriminalisierung der Sinti* und Roma* durch die Polizei endete nicht 1945: Jahrzehntelang wurden die Überlebenden unter Generalverdacht gestellt, in Akten und Karteien erfasst, die in manchen Bundesländern noch heute, Generationen später, existieren. In vier Schlaglichtern diskutiert der Workshop die Rolle der Polizei bei der Zweiten Verfolgung, von historischem Unrecht zu einem neuen Bewusstsein und der gegenwärtigen Aufarbeitung.

    Organisation: Bildungsforum gegen Antiziganismus, Melde- und Informationsstelle Antiziganismus

    Transgenerationales Erinnern und „Lernen aus Akten“: antiziganismuskritische politische Bildung zum Thema Entschädigung NS-verfolgter Sinti* und Roma*

    Ausgangspunkt unserer Bildungsarbeit zum Thema Entschädigung/ Zweite Verfolgung von Sinti* und Roma* in der Bundesrepublik Deutschland bilden die Erfahrungen der zweiten und dritten Generation. Marcella Herzenberger (vormals Reinhardt) wird deshalb über die Biografien ihrer Angehörigen und deren Kampf um Entschädigung berichten. Zudem sollen neben der politischen Arbeit der Bürgerrechtsorganisationen auch die wesentlichen Ergebnisse des Projekts „Lernen aus Akten“ des Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern e. V., vorgestellt werden. Das Projekt wird im Rahmen der „Bildungsagenda NS-Unrecht“ vom BMF und der EVZ gefördert.

    Organisation: Kompetenzstelle gegen Antiziganismus der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

    Antiziganismuskritische Filmbildung: Das fortgesetzte Unrecht und die Bürgerrechtsbewegung von Sinti* und Roma* nach 1945

    Der Workshop greift Dokumentarfilme als Mittel einer antiziganismuskritischen Filmbildung über das fortgesetzte Unrecht und die Bürgerrechtsbewegung von Sinti und Roma nach 1945 auf. Der Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg bietet Impulse zum antiziganismuskritischen Umgang mit Narrativen und Bildern und lädt ein zum Austausch über Ansätze der Filmbildung.  

    Organisation: Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus (Universität Heidelberg)

    Von der Nachkriegszeit bis heute: Fortdauernde antiziganistische Strukturen an Schulen

    In unserem Workshop werden wir die historischen Kontinuitäten antiziganistischer Diskriminierung und Ausgrenzung an deutschen Schulen seit der Nachkriegszeit bis heute – insbesondere anhand von Zeugnissen Betroffener – in den Blick nehmen. Ausgehend von den Erfahrungen von Amaro Drom mit Workshops an Schulen möchten wir zudem gemeinsam Möglichkeiten für eine nachhaltige Sensibilisierung von Lehr- und anderem Schulpersonal diskutieren. Hierzu wollen wir uns auch mit der Anfang 2025 veröffentlichten Gemeinsamen Empfehlung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und der Kultusministerkonferenz zum Umgang mit Antiziganismus in der Schule auseinandersetzen.

    Organisation: Amaro Drom e.V.

    Mehr als Aktenlagen – Persönliche und aktenbasierte Zugänge zum Unrecht nach 1945

    Auf Grundlage umfangreicher Aktenbestände aus kirchlichen Organisationen beleuchtet der Workshop die Zweite Verfolgung nach 1945. Im Mittelpunkt stehen sowohl Perspektiven aus der Archivrecherche als auch Erfahrungen von Angehörigen der Minderheit. Gemeinsam werden so Strukturen des Unrechts sichtbar gemacht, die über die reine Aktenlage hinausweisen.

    Organisation: Netzwerk Sinti Roma Kirchen

    Veranstalter

    Der Bundeskongress wird vom Kooperationsverbund gegen Antiziganismus veranstaltet. Dieser besteht aus dem Bildungsforum gegen Antiziganismus (Teil des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma), Amaro Drom e. V., der Evangelischen Akademie zu Berlin mit dem Netzwerk Sinti Roma Kirchen, der Kompetenzstelle Antiziganismus (KogA) der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten sowie dem Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg.