Internationale Konferenz: Sichtbarkeiten der Erinnerung: Der Holocaust an Sinti und Roma im Film

Die Tagung des Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg vom 12.-14.11.2025 widmet sich der Repräsentation von Sinti und Roma in Filmen und visuellen Zeugnissen des Holocaust.

Poster der Konferenz zu Holocaust-Film

Eckdaten der Veranstaltung

Präsenz- und Onlineveranstaltung vom 12.11.2025 (ab 15 Uhr) bis 14.11.2025 (bis 13 Uhr)

Veranstalter: Critical Film & Image Hub, Forschungsstelle Antiziganismus, Universität Heidelberg

Veranstaltungsort: Internationales Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH), Hauptstraße 242, 69117 Heidelberg

Digitale Teilnahme: Es gibt die Möglichkeit einen Großteil der Vorträge online in einem Webinar zu verfolgen.

Barrierefreiheit: Leider ist der Veranstaltungsort aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht barrierefrei. Sollten Sie Hilfe benötigen, bitten wir Sie, sich rechtzeitig an uns zu wenden. 

Tagungssprachen: mehrheitlich Englisch, einzelne Vorträge auf Deutsch mit englischer Übersetzung

Teilnehmer*innen: Wissenschaftler*innen in verschiedenen Karrierestadien, Film- und Kulturschaffende und Aktivist*innen, Selbstorganisationen, Multiplikator*innen der Bildungsarbeit.

Konferenz

Unsere Tagung „Sichtbarkeiten der Erinnerung“ untersucht die Repräsentation der Geschichte von Sinti und Roma in visuellen Formaten, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen. Europas größte Minderheit wurde lange von Partizipation und Teilhabe ausgegrenzt und in der europäischen Kultur stigmatisierend dargestellt. Inwiefern drückte sich diese Exklusion auch in der visuellen Erinnerungskultur über die NS-Zeit aus, und wo finden sich Auswege und neue Perspektiven? An drei Tagen geht die interdisziplinäre und internationale Konferenz mit über 30 Vortragenden aus ganz Europa und den USA dieser Frage nach – und bietet dabei eine einzigartige Vernetzungsmöglichkeit zwischen Selbstorganisationen der Minderheit, Filmschaffenden, Nachwuchswissenschaftler*innen, Forschenden und Multiplikator*innen der historisch-politischen Bildungsarbeit. 

Als Leitmedien unserer Zeit und als Medium politischer Bildung in Demokratien gewinnen Filme, die durch Emotionalität, Verständlichkeit, Direktheit funktionieren, in allen Bereichen der Erinnerungskultur an Bedeutung, beanspruchen gar Deutungshoheit. Gerade die Zeit des Nationalsozialismus und der Holocaust sind Gegenstand und Thema visueller Formate, die ein breites Publikum erreichen.

Lange Zeit bildete die Geschichte von Sinti und Roma in Holocaust-Filmen eine Leerstelle, und auch wissenschaftlich war und ist das Thema noch kaum erforscht. Von frühen Filmen über nationalsozialistische Konzentrationslager bis zu aktuelleren Formaten mit einer Bandbreite an inszenatorischen Motiven und Aspekten der Darstellung wiederholen sich dort, wo als Figuren Angehörige der Sinti und Roma gezeichnet sind, narrative Muster, die an tradierte antiziganistische Bilderwelten anknüpfen.

Mit den 1980er-Jahren setzte vor dem Hintergrund der Bürgerrechtsbewegung und der Anerkennung des Völkermords ein filmischer Wandel ein. Spielfilme entstanden, die v. a. die Unschuld der Opfer und deren Ausweglosigkeit betonten, später auch etwa Musiker, Schriftstellerinnen oder Sportler aus der Minderheit als zentrale Protagonisten ins Zentrum stellten. Aktuelle Dokumentarfilme beleuchten aus der dritten oder vierten Generation von Überlebenden historische Zusammenhänge, verfolgen reflexiv die eigene „Agency“ und entwerfen Gegenstrategien gegen antiziganistische Darstellungen.

Ziel der Tagung ist es, die Repräsentation von Sinti und Roma im Holocaustfilm vor dem Hintergrund des Gedächtnisses von Vielfaltsgesellschaften zu untersuchen. Dabei werden unterschiedliche Disziplinenperspektiven zusammengeführt, um ein noch unerschlossenes Forschungsfeld neu zu vermessen. Eine Vernetzung von Akteuren aus verschiedenen Bereichen wie Film, Kultur, Minderheitenvertretungen und Forschung ist ein weiteres Ziel dieser Maßnahme, die in zahlreiche Bereiche der Demokratiebildung, Kultur und Öffentlichkeit hineinwirken kann.

Programm

Mittwoch, 12.11.2025 (15:00 – 21:30)

  • INTRODUCTION: Dr. Radmila Mladenova: Breaking the Frame of Antigypsyism / Introduction of the Critical Film & Image Hub
  • KEYNOTE: Prof. Dr. Hans Brittnacher: Gibt es ein Recht auf Märchen? Mihăileanus Train de vie. [EN: Is There a Right to Fairy Tales? Mihăileanu’s Train de vie, in German with English interpretation]
  • PANEL 1: The Cultural-political Impact of Holocaust Fiction Film  
  • PANEL 2: Ambivalent Heroes in Holocaust Fiction Film
  • KEYNOTE with film screening: Prof. Dr. Klaus-Michael BogdalNous, les Gitans? Imaginierte Identitäten. [EN: We, the Gitans? Imagined Identities, in German with English interpretation]

Donnerstag, 13.11.2025 (09:00 – 18:00)

  • OPENING SPEECH: Dr. Ismael Cortés: Filming the Abyss: Decoding the Uncounted Holocaust
  • PANEL 3: Film as Archive: Visual Research and Post-Memory [DE: Film als Archiv. Visuelle Wahrheitssuche und Nachgedächtnis, German speaking panel]
  • PANEL 4: Holocaust Film Aesthetics and Poetics: The Case of Hungary
  • PANEL 5: Memory Formation, History Politics, and Film in Europe
  • PANEL 6: Transgenerational Trauma, Music and Memory
  • RESONANCE SPACE: Scholars and Filmmakers in Dialogue

Freitag 14.11.2025 (09:00 – 13:00) 

  • PANEL 7: Public Images of the Holocaust: Between Recognition and Education
  • PANEL 8: Multimedia and “Cinematic Turn”: Holocaust Representations in Theatres, Museums and Multimedia
  • CLOSING PANEL: Holocaust Education through Film

Konferenzprogramm (pdf)

Veranstalter und Förderer

Veranstaltet wird die Tagung vom Team des Critical Film & Image Hub an der Forschungsstelle Antiziganismus (FSA) der Universität Heidelberg. Gefördert wird das Vorhaben, das die Funktionsweise visueller Antiziganismen untersucht, als Teil des „Kooperationsverbunds gegen Antiziganismus“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ). Die internationale Konferenz wird darüber hinaus von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.